Alle Bestrebungen, Nesselfasern industriell einzusetzen, sind in den vergangenen Jahren letztendlich gescheitert. Dabei könnte die Faser insbesondere im Textilbereich punkten: Gewebe aus Nesselfasern sind besonders atmungsaktiv und fest, geschmeidiger und „knitterärmer“ als solche aus Hanf oder Leinen und weisen einen seidenen Glanz auf.
Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e. V. (ATB) hat mit vier Partnern an Verbesserungen der Wertschöpfungskette gearbeitet, um der Naturfaser den Weg in die Praxis zu ebnen. Optimierungspotenzial bestand unter anderem beim Fasergehalt der Fasernessel (Urtica dioica L. convar. fibra). Bisher verfügbare Sorten enthalten nur rund zehn bis zwölf Prozent des Rohstoffs. Das Institut für Pflanzenkultur (IFP) und das Faserinstitut Bremen e. V. versuchten deshalb in einem früheren Projekt, den Faseranteil züchterisch zu erhöhen – mit Erfolg, die besten neuen Klone weisen nun einen Faseranteil von bis zu 22 Prozent auf. Im jetzt abgeschlossenen Vorhaben prüften die Projektpartner diese Klone im Praxisanbau auf Herz und Nieren. Außerdem suchten sie nach Wegen, die Etablierungskosten zu senken, optimierten das Faseraufschlussverfahren und analysierten die Faserqualitäten.
Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.